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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 218

1911 - Erfurt : Keyser
— 218 — viele meiner Kameraden, und es herrschte nach geendigtem Gesänge die tiefste und feierlichste Stille. So betraten wir den französischen Grund und Boden. Vor Oppenheim mußten wir noch eine Weile warten, bis der Hauptmann wieder zurückkam, welcher Nachricht einzog, ob wir daselbst Parade machen sollten und wo wir bleiben würden. Wir marschierten dann durch nach Komtersheim, wo wir um 3 Uhr ankamen........... Fest der Königsverkündigung in Nancy: Am 4. April trafen wir nachmittags um 3 Uhr in Nancy ein. Zwei Tage später brachten Kuriere dem Grafen v. Artois, dem Bruder des Königs Louis Xviii., die Nachricht: „Napoleon ist geschlagen, Paris ist übergeben." Daraufhin wurde abends 5 Uhr bei der Mairie (Rathaus) die weiße, mit Lilien gestickte Fahne aufgesteckt, und alle Beamten und Königsgesinnten steckten eine weiße Kokarde auf den Hut, gingen zum Prinzen und wünschten ihm Glück. — Unterdessen sammelte sich das Volk aus dem Markte; es war ein Lausen und Drängen aus den Straßen, und es herrschte eine allgemeine Gärung, die endlich in ein lautes „Vive le roil Vivent les Bourbons“ ausbrach. Später wurden dann alle Häuser erleuchtet, und wir zogen von Straße zu Straße. Am andern Morgen marschierten wir Jäger nach dem Königsplatz, wo schon anderes Militär sich ausgestellt hatte, und bildeten daselbst ein Karree (Viereck). Auf der Pepirtiere (Park), welche vermittelst einiger Seitengänge an den obigen Platz stößt, waren 2 Batterien aufgefahren. Diese unterhielten eine halbe Stunde lang ein lebhaftes Schlachtfeuer. Unterdessen kam der Prinz mit feinem Gefolge und den höchsten Behörden der Stadt, alle in altfranzösischer Uniform, aus der Kirche und traten in unser Karree ein. Alles Militär, an dem der Prinz vorbeiging, rief ihm ein frohes Hoch zu. Das Volk drängte sich bis in unsere Glieder und rief, als er da vorüberging: „Vive le roi! Vivent les Bourbons!“ Mir schrie ein altes Fifcherweib die Ohren so voll, daß ich hätte mögen taub werden. Wir standen mit dem Rücken nach dem königlichen Schloß, auf dessen Balkon die Prinzessin mit ihren Hofdamen stand und den Prinzen mit weißen Tüchern grüßte, welches er ebenso erwiderte. Der Prinz ließ nun sämtliches Militär vorbeiziehen, und die Feier war beendet. Es war dieses Fest wirklich sehr feierlich, und mir war es sogar rührend. Das volle Geläute aller Glocken, und deren hat Nancy nicht wenige, der Kanonendonner aus 16 Feldstücken, das Frohlocken des Volkes, das in feiner Freude jetzt den Bruder des Prinzen als König ausrief und der königlichen Familie ein „Vivent les Bourbons!“ zujauchzte, wahrlich, ein schöner Augenblick. Gleich nach beendigter Parade mußten wir 30 Mann Wache geben; diese dienten zur Bedeckung der hohen Behörde, welche in der

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 67

1911 - Erfurt : Keyser
— 67 — grafen Wilhelm von Meißen, wurde noch eine größere Zahl hergestellt. Im Kampfe gegen die Hufsiten standen 111 Büchsen zur Verfügung. Die kleineren verschossen Bleikugeln, die größeren aber anfangs noch Steinkugeln von bedeutendem Umfang und Gewicht. Gleichzeitig fanden auch die Handfeuerwaffen Eingang. Sie waren aber zu plump und schwer und konnten darum nur langsam gegen die Armbrust aufkommen. Bürgerwehr und Söldner: Zur Verteidigung der Stadt waren alle waffenfähigen Bürger verpflichtet, während zum Dienste im Felde nur Freiwillige aus der Bürgerschast ausgeboten wurden. Außerdem warb die Stadt je nach Bedürsnis noch eine größere oder geringere Zahl Söldner an. Es waren schwer gerüstete, mit Lanze und Schwert kämpfende Reiter, meist von einem Knecht begleitet. Dazu kamen berittene Armbrustschützen, die das Gefecht einleiteten. Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts wurden auch Fußknechte aufgenommen, die geschickt im Gebrauch der Waffen waren. Um aber den vielen Verdrießlichkeiten, die bei der Ablöhnung entstanden, aus dem Wege zu gehen, schloß der Rat auch Verträge mit Fürsten und Herren ab. Diese verpflichteten sich, der Stadt gegen eine bestimmte Summe im Kriegsfälle mit einer festgesetzten Zahl von Gleven, worunter ein Ritter mit einem oder zwei Knechten verstanden wurde, zu Hilfe zu kommen. Für den täglichen Dienst bedurfte die Stadt stets einer Abteilung Söldner, die Einspännige hießen und etwa die Geschäfte unserer Gensdarmen zu verrichten halten. Verteidigungsplan: Bezüglich der Verteidigung der Stadt durch die Bürger war genau bestimmt, wohin sich jeder beim ersten Anschlag der Sturmglocken aus dem Allerheiligen-, Nikolai-, Wigberti- und Kaufmännerturm zu begeben hatte. Es war kein Unterschied zwischen Feuer- und Kriegslärm, da die meisten Angriffe durch einen Brand eingeleitet wurden. Sobald die Sturmzeichen ertönten, rüstete sich ein jeder so, wie es die Feuerordnung vorschrieb. Die Handwerker ergriffen ihre Ledereimer, Leitern, Haken und Schöpsstützeu und eilten zum Teil nach dem Brandplatze, wenn wirklich ein Feuer ausgebrochen war, zum andern Teil nach dem Fischmarkt, wo auch die Einspännigen sich einstellten. Der Rat aber verfügte sich, es mochte Tag oder Nacht sein, auss Rathaus, um von dort seine Befehle zu erlassen. Die Armbrust- und Büchsenschützen gingen ohne weiteres nach den Toren und aus die Türme und nahmen hier die ihnen angewiesenen Posten ein. Die übrigen bewaffneten Bürger sammelten sich auf dem Andreas-, Viti- und Kaufmännerkirchhof und vor den Graden, d. h. in ihren Vierteln1). Nach der Musterung durch ihre Hauptleute aus dem Rat erwarteten sie weitere Befehle. War ein Angriff zu befürchten, dann rückten diese Abteilungen auf Grund der *) St. Andrea — St. Viti — St. Johannis — St. Mariä. 5'

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 87

1902 - Karlsruhe : Lang
— 87 — den Fahneneid. Für die Bekleidung hatten sie selbst zu sorgen, Waffen und Sold erhielten sie vom Kriegsherrn. Hatte ein Kriegsmann ein Regiment angeworben, so wurde er vom Kriegsherrn zum Obersten desselben ernannt. Ost bestritt der Oberst die Kosten für Sold und Bewaffnung seines Regiments und erhielt sie entweder in barem Geld, oder durch Übertragung von Ländereien wiedererstattet. Überdies mußte das Land, in welchem die Soldaten standen, sie einquartieren, beköstigen und besolden. Das Anwerben von ganzen Regimentern oder von ganzen Kriegsheeren war darum ein Geschäft, das großen Gewinn an Geld und Geldeswert brachte. Als der böhmische Adel sich 1618 gegen Ferdinand Ii. empörte, warb Wallenstein ein Regiment Dragoner für den Kaiser an und machte den böhmischen Feldzug mit. Nach der Besiegung der Böhmen kaufte er vom Kaiser die Herrschaft Friedland und andere eingezogene Güter, im ganzen für ungefähr 20 .Millionen Mark. Er bezahlte sie zum Teil mit barem Gelde, zum Teil durch Aufrechnung feiner Auslagen im Kriegsdienst. Im Jahre 1624 verlieh ihm der Kaiser den Rang eines Fürsten und ernannte ihn zum Herzog von Friedland. Beim Ausbruch des Krieges gegen die Dänen wurde Wallen-stein vom Kaiser ansgesordert, ein Heer zu sammeln. Er erbot sich, auf seine Kosten 40000 Mann ins Feld zu stellen.- Die kaiserlichen Räte hielten dies für unmöglich und meinten, 20000 seien genug. Allein Wallenstein entgegnete: „20000 Mann werden Hungers sterben, 50000 kann ich in Feindes Land mit Leichtigkeit erhalten." Er wurde zum kaiserlichen „General-Obersten-Feldhanptmann" ernannt, und innerhalb eines Monates hatte er ein schlagfertiges Heer von 20000 Mann beisammen, das fortwährend durch neuen Zuzug vermehrt wurde. So berühmt war unter den Kriegsleuten der Name Wallenstein, daß sie seinen Werbeoffizieren scharenweife zuliefen. Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß im dreißigjährigen Kriege Heere von Katholiken und Heere von Protestanten mit einander gekämpft hätten. Diese Meinung ist ganz irrig. Die Soldaten jener Zeit fragten nicht nach Religion und nach Vaterland, sie dienten demjenigen, der den besten L>old bezahlte und am meisten Seilte und zügelloses Leben versprach. Wallenstein verlangte nichts als Pünktlichkeit im Dienste und Tapferkeit in der Schlacht. Im übrigen ließ er die Soldaten treiben, was sie wollten. Die Länder, in die ein solches Heer einrückte, wurden darum auch furchtbar mitgenommen. Die Städte mußten ungeheure Kriegssteuern zahlen, die in die Tasche des Feldherrn fielen. Die Bürger und Bauern mußten Nahrung, Kleibnng, Schuhwerk, Wagen, Pferde liefern, den Offizieren

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 121

1902 - Karlsruhe : Lang
Besondere Sorge wurde für die Neugestaltung des preußischen Heeres aufgewendet. Hierfür war besonders Gebhard David Scharnhorst tätig. Er war ein Bauernsohn aus dem Hannoverischen, hatte im Heere des Kurfürsten von Hannover gedient und war als Oberleutnant der Artillerie in das preußische Heer Scharnhorst. eingetreten. Scharnhorst war nicht nur eiu tapferer Kriegs-ntann, sondern auch ein tüchtiger Kenner der Kriegskunst und dem deutschen Baterlande treu ergeben. Bis zum Jahre 1806 bestand das preußische Heer zum großen Teil aus angeworbenen Leuten. Die gemeinen Soldaten wurden roh behandelt. Die Handhabung der Waffen war schwerfällig und durch vieles Überflüssige mühselig. Man setzte einen Stolz darein, daß ein Regiment beim Marschieren nur einen einzigen Tritt, beim Schießen nur einen einzigen Knall hören ließ; alle Soldaten mußten Zöpfe von gleicher Länge tragen und kamen in der Nacht vor einer Parade kaum zum Schlafen, weil sie einander frisieren und pudern mußten. Geringe Fehler im Dienste wurden mit Stockprügeln, größere mit Spießrutenlausen bestraft. Das ganze Heer war wie eine große Maschine und wurde nur durch sklavische

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 221

1902 - Karlsruhe : Lang
Österreich. Tie großen Erfolge der französischen Waffen in beiden Kriegen steigerten das Selbstgefühl der französischen Nation so sehr, daß sie im Jahre 1870 mit freubiger Bereitwilligkeit in den Krieg gegen Tentschlanb eintrat, der dem zweiten Kaiserreiche durch bett Tag von Seban ein Ende machte. 3. General Kleber und General Rapp. Unter den Generalen, die sich unter Napoleon großen Ruhm erwarben, sind zwei Elsässer zu nennen: Kleber und Rapp. Johann Baptist Kleber, Sohn eines Maurermeisters, würde im Jahre 1753 zu Straßburg geboren. Ta er schöne Anlagen zum Zeichnen verriet, würde er in einem Alter von 16 Jahren nach Paris geschickt, wo er sich der Baukunst wibmete. Nach seiner Rückkehr wurde er von zwei Edelleute» aus Bayern bestimmt, in die Militärschule in München einzutreten. Nachdem er für kurze Zeit in österreichische» Diensten gestanden, kehrte er in seine Heimat zurück und wurde Bauinspektor. Das Spital in Thann ist eines seiner Werke ans dieser Zeit. Beim Ausbruch des Krieges 1792 trat er unter die Freiwilligen vom Oberrhein, und wurde infolge seiner hervorragenden Leistungen nach zwei Jahren zum General ernannt. 1798 zog er auf Wnnfch Napoleons nach Ägypten mit, wo er bei Alexandria am Kopse gefährlich verwundet wurde. Nach seiner Genesung begleitete er Bonaparte nach Syrien, nahm Jaffa und Gaza und gewann die Schlacht am Berge Tabor. Als Napoleon aus Ägypten nach Europa zurückkehrte, übertrug er ihm den Oberbefehl über das Heer. Seine gefährlichsten Fembe waren die Engländer. Da er mit ihnen einen Vertrag, wie er es wünschte, nicht schließen sonnte, griff er mit 10000 Mattn 70000 Engländer und Türken an und vernichtete sie vollständig (1800). Einige Monate später wurde er in Kairo von einem Türken ermordet. Seine Gebeine ruhen zu Straßburg aus dem Kleberplatze; über seinem Grabe wurde 1840 ein prächtiges Standbild errichtet. General Rapp wurde in Colmar ant 26. April 1771 geboren. Als gemeiner Soldat trat er im Alter von 17 Jahren in eilt französisches Reiterregiment ein. Infolge seiner Tüchtigkeit wurde er ^bald Ossizier und nach der Schlacht bei Marengo General, ^jtt der Schlacht bei Austerlitz machte er einen kühnen Angriff aus die russische Artillerie, nahm ihre Kanonen weg und wars baun die russische Garbe zurück. v\nt jähre 1809 kämpfte er in der Schlacht bei Aspern. Als ein gewisser Staps bei einer Heerschau in Schönbrunn Napoleon ermorben wollte, bemerkte zuerst Rapp das attsfallenbe Betragen des jungen Mannes und ließ ihn verhaften. Staps wurde erschossen. Vor dem russischen Felbzug warnte er bett

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 122

1902 - Karlsruhe : Lang
— 122 — Furcht zusammengehalten. Bei der Besetzung der Offizierstellen hatten die Adeligen das Vorrecht ohne Rücksicht auf Tüchtigkeit und Kenntnisse; nur ausnahmsweise konnte ein Mann von bürgerlichem Stande eine höhere Ofsiziersstelle erlangen. Ein solches Heer konnte auch bei großer Tapferkeit gegen die beweglichen und für den Krieg geübten Franzosen das Feld nicht behaupten. Scharnhorst sah eine Abhilfe der Mängel nur darin, daß alle Landeskinder ohne Ansehen der Geburt verpflichtet sein sollten, für das Vaterland die Waffen zu tragen. Nicht mehr Handgeld und Sold, auch nicht sklavische Furcht, sondern die Treue gegen König und Vaterland sollte das Heer zusammenhalten; Stockprügel, Spießruten und alle entehrenden Strafen wurden abgeschafft; der gemeine Soldat durste nicht mehr als ein „Kerl", sondern mußte als ein Staatsbürger im Waffendienste für das Vaterland behandelt werden. Die Offizierstellen sollten allen Befähigten zugänglich sein, die Beförderung von den Kenntnissen und der Tapferkeit abhängen. Der Dienst wurde einfacher und zweckmäßiger eingerichtet; nicht für die Wacht-Parade, sondern für den Kampf auf dem Schlachtfelde sollten die Wehrmänner ausgebildet werden. In dem unglücklichen Feldzuge waren Waffen und Heer-gerüte fast völlig zugrunde gegangen oder vom Feinde hinweggenommen worden. Mit unermüdlichem Eifer sorgte Scharnhorst für Wiederherstellung der Heeresausrüstung. Durch den Frieden von Tilsit war dem König von Preußen verwehrt, mehr als 42000 Mann unter Waffen zu haben. Scharnhorst wußte trotzdem ein bedeutendes Heer aufzubringen. Es waren freilich nur 42000 Mann bei den Fahnen; aber die ausexerzierten wurden entlassen und die gleiche Zahl frischer Mannschaft einberufen, welche ebenfalls entlassen und ersetzt wurde, sobald sie ausgebildet war. Schon nach drei Jahren war der König von Preußen imstande, durch die Einberufung der ausgebildeten und entlassenen Wehrmünner — man nannte sie Krümper — ein Heer von 120000 Mann aufzustellen. So wurde gleich nach den Tagen des Unglücks und der Demütigung die Wiedererhebung vorbereitet. Es war für König Friedrich Wilhelm Iii. eine harte Zeit. Sein verkleinertes Land war von französischen Heeren besetzt, er selbst von französischen Spionen überwacht. Die Steuerlast erreichte eiue kaum erträgliche Höhe; denn es mußten die ungeheuren Kriegskosten an den Kaiser Napoleon bezahlt, das feindliche Besatzungsheer besoldet, genährt, gekleidet und zugleich die Ausrüstung des eigenen Heeres wiederhergestellt werden. Der König gab seinem Volke das Beispiel ausharrender Geduld und trug die schwere Zeit mit ungebeugtem Mute auch dann noch, als seine hochherzige Gattin,

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 207

1902 - Karlsruhe : Lang
— 207 Im Jahre 1682 gelangte Peter, der Sohn des Zaren Alexei Romanow, auf den Thron. Da er erst zehn Jahre alt war, regierte an seiner Statt seine herrschsüchtige Schwester Sophie, die damit umging, ihren Bruder vom Thron zu stoßen. Peter nahm im Jahre 1689 die Regierung selbst in die Hand und sperrte die Schwester in ein Kloster. Er hatte seine Jugendbildung durch deu gelehrten Genser Lesort erhalten und war von ihm über die Zustände der europäischen Reiche unterrichtet worden. Zur Regierung gelangt, begann er nach Lesorts Ratschlägen die Einrichtungen seines Reiches zu verändern, um es allmählich den europäischen Staaten gleich zu machen. Um das russische Heer nach europäischer Art einzurichten, ließ Peter Offiziere und Exerziermeister, Stückgießer und Kanoniere aus Deutschland kommen; er selbst diente in seinem Heere als gemeiner Soldat, als Trommelschläger, Unteroffizier, um deu Dienst in allen seinen Teilen kennen zu lernen. Ebenso erlernte er den Flottendienst. Um sich die Kenntnisse zu erwerben, die ihm zur Neugestaltung seines Reiches unentbehrlich waren, reiste er unter einem angenommenen Namen durch Deutschland, Holland, nach England. Überall warb er unter Zusicherung großer Vorteile Handwerker aller Art an und schickte sie nach Rußland, um dort einen tüchtigen Gewerbestand Zu begründen. In dem holländischen Dorfe Zaandam arbeitete er selbst unter dem Namen Peter Michailoff eine Zeitlang als Zimmergeselle, um sich genau über den Schiffbau zu unterrichten. Die vornehmen Russen waren mit Peters Bestrebungen nicht zufrieden; darum bewogen sie die Strelitzen, ein altrussisches Schützenkorps, zu einem Ausstande. Der Zar unterdrückte den Ausstand mit blutiger Strenge; das Strelitzenkorps wurde ausgehoben, eine große Zahl der Mannschaften geköpft, gehängt, erschossen und der Rest unter die Regimenter des Heeres gesteckt. ^ Peter der Große fcth ein, daß der Handel Rußlands keinen Aufschwung nehmen könne, solange er keine Seehäsen besaß; darum bekriegte er die Türken und zwang sie, ihm die Stadt Asow abzutreten und den russischen Schiffen freie Fahrt ans dem Schwarzen Meere zu gewähren. Aus demselben Grunde verband er sich mit dem Könige von Dänemark und dem Kurfürsten von Sachsen, der zugleich König von Polen war, gegen den König Karl Xii. von Schweden, der allgemein für einen Jüngling von geringer Begabung gehalten wurde, über den man leicht siegen könne. Allein in dem im Jahre 1700 ausbrechenden nordischen Kriege zeigte Karl Xii. Heldenmut, Tatkraft und Feldherru-geschick in solchem Maße, daß er im ersten Kriegsjahre den Dänenkönig zwang, von dem Bunde zurückzutreten und mit seinem

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 150

1902 - Karlsruhe : Lang
— 150 — decken. Solche Beiträge nennt man 3d1 atrifularbeit rage. In Bayern. Württemberg und Baden fließen die Verbrauchssteuern für Bier und Branntwein in die Staatskasse; Bayern und Württemberg haben auch eigene Post- und Telegraphenverwaltung, deren Überschüsse an Einnahmen der Reichskasse nicht zu gute kommen. Reichokrirgoweseri. Der oberste Kriegsherr im Deutschen Reiche ist der Kaiser; zur Zeit des Friedens haben die Könige von Bayern, Württemberg und Sachsen besondere Rechte, z. B. Ernennung der Offiziere; diese Staaten haben auch eigene Kriegsminister. Tie Leitung aller übrigen Truppenteile untersteht dem preußischen Kriegsministerium. Das ganze Heer zählt 1 Gardekorps und 19 Armeekorps mit 557 000 Mann; die Kriegsstärke beträgt 4300000 Mann. Jeder Deutsche, der das zwanzigste Jahr erreicht hat, ist verpflichtet, dem Vaterlande zu dienen, zuerst 2—3 Jahre im stehenden Heere, fünf Jahre in der Reserve, dann fünf Jahre im ersten Aufgebot der Landwehr, bis zum 39. Lebensjahr im zweiten Aufgebot der Landwehr. Den Landsturm bilden alle wehrfähigen Deutschen vom 17. bis zum 45. Lebensjahr, die nicht zum eigentlichen Heere gehören. Die Reichsflotte steht unter dem alleinigen Befehle des Kaisers. Sie hat die deutschen Küsten, die deutsche Handelsflotte und die deutschen Kolonien zu schützen, die Ehre und Macht Deutschlands bei auswärtigen' Nationen zu vertreten. Sie nimmt nach ihrer Stärke in Europa die vierte Stelle ein. Stärker ist die englische, französische und russische Marine. Befehlshaber der Flotte ist der vom Kaiser ernannte Admiral. Kiel und Wilhelmshaven sind Kriegshäfen. Gerichtswesen. Das Gerichtswesen im neuen Deutschen Reiche ist einheitlich geregelt; es gibt Amtsgerichte, Landgerichte, Oberlandesgerichte. Die innere Verwaltung dieser Gerichte, die Besetzung der Richterstellen ist den einzelnen Staaten geblieben. Das höchste Gericht für das ganze Reich ist das Reichsgericht in Leipzig. Neben diesen ordentlichen Gerichten gibt es noch Schöffen- und Schwurgerichte, in denen nicht nur die eigentlichen Richter, sondern auch Männer aus dem Volke, die durch das Los bestimmt werden, an der Rechtsprechung teilnehmen. Bei jedem Gericht unterscheidet man ferner bürgerliche oder Civil-Gerichtsbarkeit und Strafgerichtsbarkeit. Vor dem Civilgericht kommen die Fragen über Mein und Dein, also über Erbschaft, Besitz zur Verhandlung. Der Strafrichter ahndet Vergehen gegen. Ordnung, Sittlichkeit, Sicherheit der Untertanen. Im ganzen Reiche gibt es ein einheitliches Strafgesetzbuch und ein allgemeines bürgerliches Gesetzbuch. Die Militärpersonen unterstehen nicht den ordentlichen Gerichten; für sie ist das Kriegsgericht geschaffen. Bei jedem Gerichte gibt es Rechtsanwälte, die den Angeklagten verteidigen, und Amtsanwälte, Staatsanwälte, die als öffentliche Ankläger entweber auf Antrag eines Hitfefuchenben, oder kraft ihres Amtes die Anklage erheben. Nerlrehrorveieri. Vor Gründung des Deutschen Reiches hatte fast jeber Staat fein eigenes Maß-, Münz - und Gewichtsystem. Dies erschwerte den Verkehr im deutschen Lanbe wesentlich. In bett Jahren 1871 bis 1873 wurde auch hier Einigkeit erzielt, und so haben wir überall gleiches Maß, Gewicht und gleiche Münzen. Es gibt Papiergeld und Metallgeld. Zu den Scheidemünzen, die dem täglichen Verkehr dienen, gehören die Münzen aus Kupser, Nickel und Silber. Sie sind von geringerem Werte als die Prägung angibt, die sie tragen. Vollgewichtig sind die Goldmünzen, denen die alten Talerstücke gleich stehen. Zur Hebung des Verkehrs hat auch das einheitliche Postwesen wesentlich beigetragen. Das heutige Postweseu stammt aus der Zeit Maximilians I., der dem Grasen von Thurn und Taxis die Ermächtigung zur Einrichtung einer Post zwischen Wien und Brüssel erteilte. Deshalb war auch diese Familie bis zum Jahre 1867 in Besitz der meisten Posten

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 255

1906 - München : Oldenbourg
48. Kurfürst Max Emanuel im Türkenkriege 1683—1688. 255 Vor seinen muterfüllten Truppen Erstürmt er kühn die Türkenschanz' Und über der Moscheen Kuppen Erbleicht des Halbmonds Siegesglanz. Die Schar 5eldschuken und Arnauten Entflieht und sinkt im blut'gen Fall, Im Feld der weiß und blauen Rauten Trotzt Bayerns Leu von Belgrads Wall. 48. Kurfürst Max Emanuel im Türkenkriege 1683—1688. Von Karl v. Landmann.* Als Kurfürst Max Emanuel am 11. Juli 1680 im Alter von 18 Jahren die selbständige Regierung Bayerns antrat, befand sich das Deutsche Reich in äußerst bedenklicher Lage. Von Westen her drängten die Franzosen, die unter ihrem ländergierigen König ein Stück nach dem andern von Deutschland abrissen. Im Osten stauben brohenb die Türken, die bereits im Besitz der Königsstadt Ofen und des größeren Teiles von Ungarn waren und ihre Macht auch auf deutsches Gebiet anszubchuen trachteten. In diesem Kampfe um den Fortbestand des Deutschen Reiches wollte der junge Kurfürst nicht den Zuschauer spielen. Im Gegensatze zu seinem Vater, bcm Kurfürsten Ferdinand Maria, der den Frieden geliebt und in vorsichtiger Neutralität nur an die Erhaltung seines Besitzstandes gebacht hatte, brannte Max Emanuel vor Ehrgeiz sich unsterblichen Kriegsruhm zu erwerben und sein Land Bayern größer und mächtiger zu machen. Glaubte er diesen Zielen im treuen Festhalten an Kaiser und Reich näherzukommen, so war er sich zugleich klar, daß hierzu vor allem ein schlagfertiges Heer notwendig sei. Zunächst gewann er in Hannibal Freiherrn von Degenfeld, der als Feld-marschaueutnant aus dänischem in bayerischen Dienst übertrat, einen erprobten Kriegsmann als militärischen Berater. Unter dessen Leitung würde alsdann aus den 35 einzelnen, dem Hofkriegsrat unmittelbar unterstellten Kompagnien, welche die ganze damalige Kriegsmacht Kurbayerns bildeten, ein neues Heer von 7 Infanterie- und 4 Kavallerie - Regimentern, 4 Dragonerkompagnien und entsprechender Artillerie geschaffen. Vier von den damals errichteten Regimentern bestehen als 2. und 10. Infanterie-, 1. und 2. Chevaulegersregiment noch heute. Der Abschluß der Neuaufstellung des Heeres fand seinen Ausbruck in der im Herbst 1682 erfolgten Anordnung eines Übungslagers bei Schwabing unmittelbar nördlich von München. Die unter Degenfelds Leitung stattfindenden Übungen dauerten vom 12.—24. Oktober und bestauben in Manövern in zwei Parteien gegeneinanber, in einem Manöver des ganzen Korps ohne Gegner und in einer Belagerungsübung. Kaum war das neue kurbayerische Heer gebilbet, so fanb es auch Gelegenheit sich im Kriege zu bewähren. Am 2. Januar 1683 erklärte Sultan Mohammed den Krieg an Kaiser Leopold und alsbald erging der Ruf um Hilfe an das Reich und nach auswärts. Der erste, der dem Kaiser seinen Beistand im Kampfe gegen die Ungläubigen zusagte, indem er mit

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 364

1906 - München : Oldenbourg
36 4 69. Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812. ein Vorwärtskommen möglich war! Höchst schädlich mußte ^namentlich das eingerissene Übel des Stellenkaufs wirken, der es z. B. dem jüngsten Leutnant des Regiments möglich machte sich mit einigen Tausend Gulden eine Haupt-maniistelle zu erwerben und aus diese Weise seine älteren Kameraden zu überspringen; durch diese Einrichtung war der Unfähigkeit Tür und Tor geöffnet. Eine der ersten Regierungshandlungen des Kurfürsten war es daher gewesen, daß er den Kauf und Verkauf der Offizierstellen abschaffte und den Grundsatz aufstellte, daß nur tüchtige Leute zu Offizieren vorgeschlagen werden dürften. Dazu geschah, was finanziell möglich war um die Stellung der Offiziere wie auch der Militärbeamten zu verbessern, indem die Gehälter und die Militärpensionen erhöht wurden; zur Abhilfe des Elends der Offizierswitwen erfolgte die Gründung eines Militärwitwenfonds. Die bisherige Militärakademie, die nach ihrem Lehrpläne den Bedürfniffen der Armee als Offizierpflanzschule nicht entsprach, wurde als Kadettenkorps in eine rein militärische Anstalt umgewandelt. Um die Offiziere noch mehr zu tapferen Taten anzuspornen, wurde das für Auszeichnung im Kriege seit 1795 bestehende Militär-Ehrenzeichen in den mit besonderen Vergünstigungen ausgestatteten Militär-Max-Joseph-Orden umgewandelt. Nicht minder erstreckte sich die Sorgfalt des Kurfürsten aus die Hebung des Loses und der Stellung der Mannschaften. Das stehende Heer wurde damals noch durch Werbung ergänzt und nebenbei bestand eine gesetzliche Bestimmung, wonach Landstreicher, Arbeitsscheue, Trunkenbolde und ähnliche Subjekte behufs Besserung eingestellt werden konnten; es mochte daher gewiß nicht als Ehre gelten des Kurfürsten Rock zu tragen und war auch nicht zu verwundern, daß solche Leute in schwierigen Lagen wie in den Walbgefechten bei Hohenlinden einfach Reißaus nahmen und ihre Offiziere im Stiche ließen. Zunächst wurde daher die Einreihung von übel beleumundeten Leuten zum Zwecke der Züchtigung und Beffenuig verboten. Alsdann kam nach französischem Muster an Stelle der Werbung die Aushebung der militärdiensttaug-Üchen Mannschaften zur Einführung, wodurch die Pflicht des Staatsbürgers zur Verteidigung des Vaterlandes, wenngleich noch mit ziemlich weitgehenden Ausnahmen zu Gunsten der bemittelten Stände, festgesetzt und die Einstellung besserer Elemente in die Reihen des Heeres gesichert wurde. Auch ergingen Verordnungen zur Verbesserung der Verpflegung wie auch der Behandlung der Mannschaften. Bemerkenswert ist vor allem ein Armeebefehl vom 9. Juli 1804, der sich mit den Soldatenmißhandlungen besaßt, in dem der Kurfürst unter anderem sagt: „Wir waren nie gesinnt, Unsere geliebten Untertanen den launischen, eigenmächtigen Ausfällen unmenschlicher Mißhandlungen je preiszugeben, sondern Wir wollen dieselben gegen jede Bedrückung, welche aus dem Mißbrauche der Gewalt entstanden ist, in Schutz nehmen, und verordnen daher, daß es jedem Offizier und Unteroffizier ohne Unterschied des Grades und der Waffe verboten fei einen Mann willkürlich mit dem Stocke, Säbel, Degen
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